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Bild Download PDF Doris Jessen | PR und Corporate Communication

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Ranch Vacation in Kanada

Wir kamen als Gäste und gingen als Freunde

Erschienen in Western Horse Dezember 2012

Kanada ist ein Land für Genießer: Egal, ob Millionenstadt Vancouver mit ihren Hochhäusern aus Glas und kulinarischen Köstlichkeiten, Vancouver Island mit Traumstränden, hochalpinen Gebirgsregionen in den Rockies mit rustikalen Ranches: Jeder findet hier sein persönliches kleines Paradies, kann beim pazifischen Sunset träumen, in Vancouver schlemmen und auf zahlreichen Guest Ranches endlos reiten. Drei davon haben wir im Sommer 2012 besucht.

Schon die Anreise zur Terra Nostra Ranch in Kleena Kleene war ein Erlebnis für sich: Wir erreichten das kanadische Festland von Port Hardy auf Vancouver Island nach der 13stündigen „Discovery Coast Passage“ mit BC Ferries (die große Schifffahrtsgesellschaft von British Columbia) durch eine traumhafte Fjordlandschaft im Schatten hoher Berge, an denen sich selbst ein im bayerischen Voralpenland aufgewachsener Mensch nicht satt sehen kann: Blaues Wasser, grüne Hänge, weiße Schneekuppen unter strahlend Blauem Himmel. Kitschpostkarten-schön. Die Fahrt ist entspannend – Sonne satt auf dem Deck, abends Barbeque mit saftigen Steaks und knackigem Salat.

Vom Ankunftsort Bella Coola geht es am nächsten Morgen hinauf nach Osten in den südlichen Tweedsmuir National Park, vorbei am 2500 m hohen Thunder Mountain im Norden, im Süden der 3500 m hohe Monarch Mountain. Dazwischen eine geschotterte Straße über den Heckman Pass, die sicherheitsgewohnte Europäer erschauern lässt: Je nach Fahrtrichtung der Serpentinen geht es links oder rechts steil bergab – ohne Begrenzungsmauer oder Leitplanken. Bedächtig immer in der Straßenmitte bleiben, heißt die Devise und bitte möglichst keinen Gegenverkehr. Denn viel Platz zum Ausweichen gibt es nicht… Es ist staubig und heiß, das Außenthermometer zeigt 30°.

Nach gut vier Stunden teils abenteuerlicher Strecke auf dem Chilcotin Bella Coola Highway sind wir froh, die Ranch-typische Einfahrt zu entdecken, von der noch etwa einen Kilometer Schotterstraße bis zum Ranch Haus zu überwinden ist.

Terra Nostra Ranch: Let Your Hair down and Have Fun!

Auf der Terra Nostra Ranch werden wir mit kühler Zitronenlimonade und Sandwiches erwartet und Lorne, der jugendlich gebliebene Mitfünfziger, begrüßt uns aufs herzlichste. Der ehemalige Personalmanager einer großen IT-Firma hat vor sechs Jahren beschlossen, sein Stadtleben aufzugeben und stattdessen mit seiner Frau Bree eine Guest Ranch zu betreiben: „Let your hair down and have fun“, lacht er verschmitzt.

Und auch die tierischen Familienmitglieder scheinen ein traumhaftes Leben zu genießen: die kleine neunköpfige Pferdeherde verschiedener Rassen bewohnt 80 Hektar und hat von ihrer Weide freien Zugang zum Garten vor dem Haus, und so kann es passieren, dass zum Beispiel Kushi, ein sorrel Quarter Horse Wallach, oder Handsome, ein schwarzer Tennesse Walker, neugierig ihre Nase über das Terrassengeländer stecken und darauf spekulieren, von einem Gast ein Stückchen Brot abzustauben.

Um den Pferden in der Hitze eine Abkühlung zu gönnen, reiten Lorne und seine Frau Bree mit allen Gästen – es sind derzeit zehn – in den kleinen See, der nur etwa 200 Meter vor dem Haus direkt an der Weide liegt. Trotz der Höhenlage von knapp 1.200 m ist wegen der geringen Tiefe von nur anderthalb Metern er angenehm warm. Bald plantschen alle Pferde durch das Wasser, auf ihren nackten Rücken fröhliche Reiter, nur mit Badehosen oder Shorts bekleidet.

Adlerschreie am Osprey Nest

Aber wir sind nicht zum Schwimmen, sondern zum Reiten gekommen! Nach anfänglicher Skepsis – „wir haben 600 Gäste pro Jahr, was glaubst du, wie viele mir davon sagen, sie seien Reiter…“ – geht es abends doch noch los. Nach dem Aufsteigen auf ein Paint Horse und den Tennesse Walker und 50 Testmetern erhalten wir das Prädikat „Reiter“, die, im Gegensatz zu „Leuten, die reiten“, wirklich wissen was sie im Sattel zu tun oder auch zu lassen haben.

Die Strecke zum Osprey Nest – das ist ein kleiner Fischadler – geht teilweise stark bergauf, teils über steinige Strecken, dann wieder wunderbare Sandwege. Und überall der Blick auf die Schneekuppen der Berge. Da wir ja „Reiter“ sind, nehmen Lorne und Bree wenig Rücksicht im Tempo und jagen auf engen Serpentinen lachend die Hügel hinauf. Ein paar kurze Blicke zurück, ob alle nachkommen und weiter geht der Sprint. Die Pferde sind extrem trittsicher und haben eine gute Kondition, dennoch pausieren wir immer wieder ein paar Minuten und gehen längere Zeit im Schritt, um ihnen Verschnaufpausen zu gönnen. Am Osprey Nest angekommen, sehen wir bereits die kreisende Adlermutter mit Beute in ihren Fängen.

It’s Party-Time

„I’m much too young to feel this damn old“ klingt Garth Brooks’ samtige Country-Stimme über die Holzveranda des Blockhauses und so manch einem Nichtreiter der restlichen Gästegruppe scheint dies aus der Seele zu sprechen, während er sein von der ungewohnten Anstrengung schmerzendes Hinterteil massiert. Ja, man soll es nicht glauben, Reiten ist doch Sport…

Nach einer erholsamen Dusche im komfortabel eingerichteten Zimmer des kühlen Blockhauses ist Ranch-Romantik angesagt: Das Lagerfeuer knistert, vom Grillrost steigen köstlichste Düfte in die klare Abendluft: Lornes Spareribes-Rezept ist ein wohl gehütetes Geheimnis und so erfolgreich, dass sogar Gäste mit dem Wasserflugzeug dafür anreisen. Und zu Recht – es sind die zartesten und würzigsten Ribs des Kontinents. Die Stimmung unter den Gästen ist ausgelassen, man lacht, tauscht Reiseerfahrungen aus. Und auf einmal fühlen sich alle wieder jung …

The Ultimate Riding Experience: Beaver Dam Ride

Der Tag beginnt mit deftigem „Cowboy Breakfast“ am großen Holztisch: Bratkartoffeln mit Rühreiern und Speck. So gestärkt treten wir unsere „Ultimate Riding Experience“ an: Den „Beaver Dam Trail“, den wegen des steilen Geländes nur etwa 20 Personen pro Saison reiten (dürfen). Der Lohn des Anstieges ist ein phantastischer Blick ins Tal und auf die gegenüber liegenden schneebedeckten Gipfel.

Wir kamen als Gäste und gingen als Freunde

Nach dem grandiosen Reiterlebnis finden wir unser Lunch in kleinen Tüten, auf denen „Take Care“ und „Drive Carefully“ steht – kleine Gesten, die doch große Sympathie ausdrücken. Es fällt uns schwer, Abschied zu nehmen von diesem herrlichen Ort, der in nur einem Tag fast ein Zuhause geworden ist. Wir wären so gerne noch länger geblieben…

Rustikaler Pionier-Charme auf der Crystal Waters Ranch

Schon die Gründer der Crystal Waters Ranch vor hundert Jahren wussten, wo es sich gut leben lässt: In kleinen Blockhäusern (wenn auch nicht dieselben von heute…) direkt am See, der damals im Sommer wahrscheinlich die Dusche ersetzte. Heute gibt es dafür alternativ ein zentrales Waschhaus. Darum herum liegen 640 Acres (256 Hektar) eigenes Land mit undurchdringlichen Wäldern, steilen Bergen und kleinen Seen. Direkt vorm Blockhaus spazieren kleinere Hirsche vorbei, hoppeln ein paar Hasen durchs satte Grün.

Mit der Crystal Waters Ranch hat sich die deutsche Nicole Gütler einen Traum erfüllt und gemeinsam mit ihrem Geschäftspartner Thilo Merkt umgesetzt.

Kanadischer Urwald und Wetlands

Für ihre Gäste – das können durchaus auch größere Gruppen sein – hat Nicole 25 Pferde, der überwiegende Anteil kommt von der nachbarlichen Crystal Waters Quarter Horses Zucht. Es sind Pferde für jeden reiterlichen Level, speziell für Kinder ab sechs Jahren gibt es auch kleinere Ponys, auf denen der Nachwuchs Ausritte mitmachen kann.

Erfahrene Reiter wie wir seien allerdings der kleinere Teil ihrer Gäste, erzählt Nicole. Aber gerade für (Noch-)Nicht-Reiter ist es eine sehr schöne Erfahrung, das Land vom Pferderücken aus kennen zu lernen. „Manchmal möchten die Gäste gleich mit Tagesritten anfangen und ich frage dann, ob sie Reiter sind. Wenn nicht, schlage ich erst einmal zwei Stunden vor und die meisten sind glücklich, wenn sie das ohne zuviel Muskelkater überstehen“, lacht Nicole.

Nicole führt uns auf dem ersten langen Trail Ride durch den undurchdringlichen kanadischen Urwald, dessen Wege regelmäßig frei geschnitten werden müssen. Unsere Pferde, ein Quarter und ein Paint Horse, reagieren willig auf die Hilfen, sind flott und trittsicher. Und das ist gut so, weil es teilweise steil bergauf geht zu einem kleinen Plateau mit traumhaftem Blick ins Tal, wo wir uns zum Picknick niederlassen.

Am nächsten Tag geht nach einem kanadischen Frühstück – natürlich mit Pancakes und Ahorn Sirup – der zweite Trail Ride durch die „Wetlands“ des „Rayfield River Wetlands Project”, eine wasserdurchflutete Landschaft mit Biberbauten in kleinen Seen und blühenden Wiesen. Hier kann der Blick weiter streifen, weil kein dichter Urwald die Sicht begrenzt.

Reiten, Relaxen, baden, Kanu fahren

Neben Ausritten gibt es auf der Crystal Waters Ranch noch einige andere attraktive Freizeitaktivitäten: Der relative warme See lädt an heißen Sommertagen zum Schwimmen ein „Viele Gäste kommen auch zum Fischen, dafür stellen wir kleinere und größere Kanus zur Verfügung. Wer möchte, kann seinen Fang auch abends selbst grillen“, erklärt Nicole.

Sundance Guest Ranch: Spaß für die ganze Familie

Wir stehen auf einem Hügel nahe der Sundance Ranch bei Ashcroft. Die Gegend ist in den Sommermonaten heiß und trocken, so dass hier überwiegend der Steppenbeifuß (Englisch Sagebrush) wächst. Wir genießen heute Abend einen „private Evening Ride“ mit der deutschen Diana, die unüberhörbar aus dem Schwabenland stammt.

Wer hoch steigt, kann tief blicken

Diana führt uns auf die Anhöhen oberhalb des Thompson River und hinunter ins Tal, zunächst extrem steil bergauf, auf schmalen Graden und entsprechend wieder bergab. Die „Runs“, so nennt man hier die kurzen Galoppstrecken, verlaufen teilweise auf kurvigen Sandwegen. Auf jeder Anhöhe wird eine kurze Verschnaufpause eingelegt, weil die Pferde hier wirklich Schwerstarbeit bei immer noch knapp 30 Grad leisten müssen.

Die Wege sind überwiegend hart und teilweise steinig, was den Ranch-Pferden – in unserem Fall stämmige und trittsichere Westernpferde der Rassen Quarter Horse und Appaloosa - aber nichts auszumachen scheint. Sie dampfen und freuen sich nach dem steilen Bergaufgalopp über das Geröll auf ihre wohlverdiente Verschnaufpause. Der Blick ins Tal ist grandios – kilometerweit nichts als Natur. Unter windet sich mattgrau der Fluss, über uns färbt sich der Himmel langsam violett.

Tradition und Familiensinn

Die 625 Acres (ca. 250 Hektar) große Sundance Guest Ranch ist ein Traditionsunternehmen, das bereits 1864 gegründet wurde, wie General Manager Cynthia Nichols erzählt. „Seit 1964 gibt es die Guest Ranch, die meine Eltern in den späten 70ern übernommen haben. Seit deren Tod im letzten Jahr führe ich die Ranch zusammen mit meinen Brüdern. Viele unserer Gäste kommen schon in der dritten Generation hier her“, erklärt die Hotelmanagerin.

Einer der Schwerpunkte ist es, vor allem in den Ferienmonaten ein möglichst breites Freizeitangebot für alle, speziell aber auch für Familien mit Kindern aller Altersgruppen anzubieten. Neben den 22 rustikalen, aber sehr gemütlichen und mit Dusche/WC und Klimaanlage ausgestatteten Zimmern gibt es einen „Kid’s Wing“ mit fünf Zimmern und zentralen Bädern, wo Kinder zwischen fünf und etwa 16 unter sich sein und (entfernt von den Eltern) viel Spaß miteinander haben können. Tagsüber gibt es Ponyreiten für die Kleinsten und eine Kinderbetreuung, damit die Eltern und ältere Geschwister in Ruhe ausreiten können.

„In der Nebensaison von April bis Juni sowie September und Oktober finden sich mehr Ehepaare oder Einzelreisende auf der Ranch ein, die oft sehr gute Reiter sind und ein paar Tag flotte Ausritte in der traumhaften Region genießen“ ergänzt die Hotelmanagerin.

Trail Rides: Safety First

Die Ausritte finden gut organisiert jeden Morgen, Nachmittag oder, bei großer Hitze, am Abend statt. Dafür trägt man sich bereits am Vortag in eine Liste ein und bekommt dann je nach Reitlevel sein Pferd und die Gruppe zugeteilt. Für die Gäste stehen insgesamt rund 100 Pferde unterschiedlicher Rassen zur Verfügung.

An vollen Tagen oder Abenden starten zwischen drei und fünf Gruppen mit bis zu zehn Reitern in unterschiedliche Richtungen auf Trails mit abgestuften Schwierigkeitsgraden. Die Ritte dauern zwischen anderthalb und zweieinhalb Stunden und so manch einem Reitneuling sieht man die Erleichterung an, wenn er nach dem Absteigen sein Pferd abgibt und sich auf entspannende Runden im warmen Pool oder auf das spätabendliche Dessert-Buffet freut…

Zu schön, um nur zu reiten

Kanada ist zu schön und zu weitläufig, um den weiten Flug nur zur Calgary Stampede und ein oder zwei Ranches zu unternehmen. Ein „Muss“ sind der Banff und Jasper National Park, durch den sich eine der schönsten Traumstraßen der Welt zieht, der Icefields Parkway mit Blick auf 3500 m hohe Gletscher und schneebedeckte Berge. Auch Bären und zahlreiche Wildarten kann man hier beobachten.

Wer die Zeit hat, sollte sich die 13stündige Fährpassage mit BC Ferries zwischen Bella Coola und Port Hardy auf Vancouver Island gönnen, die durch eine einzigartige Fjordlandschaft führt. Vancouver Island bietet dem Besucher herrliche Landschaften, Traumstränden am Pazifik und verschlafene Hafenstädtchen.

Last but not least sollte Vancouver auf der Reiseroute stehen: Die Stadt gehört mit ihren glitzerndes Glastürmen und kulinarischen Köstlichkeiten zu den lebenswertesten der Welt. Dies u.a. auch deshalb, weil die Region mit zahllose reizvolle Outdoor-Aktivitäten bietet: Walbeobachtungstouren, River Rafting und unendliche Wandermöglichkeiten z.B. in den Bergen rund um die Olympiastadt Whistler.

Deutschsprachiges Informationsmaterial über Alberta und British Columbia:
www.TravelAlberta.com www.britishcolumbia.travel
Tel.: 01805-52 62 32 (0,14 €/ Minute aus dem deutschen Festnetz 0,49 - 1,70 €/Minute aus allen deutschenMobilfunknetzen)
Email: info@infokanada.de

Sundance Guest Ranch
Uli Payer
saddleup@sundanceguestranch.com
Tel: 001-250 453 2422
oll Free: 1 800 553 3533 PO Box 489 Ashcroft, BC V0K 1A0
www.sundanceguestranch.com

Crystal Waters Guest Ranch

Nicole Guetler
holiday@crystalwatersranch.com
Tel: 001-250 593 4252
Toll Free: 1 888 593 2252
Box 147 Bridge Lake, BC V0K 1E0
www.crystalwatersranch.com

Terra Nostra Guest Ranch
Lorne Reicher
Tel: 001-250-476-1273
TerraNostra@Hotmail.ca
9641 Highway 20 Kleena Kleene,
BC V0L 1M0
www.bestcanada.ca/ranch


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