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Auffallend gelungener Aluminium-Polyester-Pferdeanhänger: Henra Adventure
Die Größe machts...
Erschienen in Bayerns Pferde (02/2012)
Mit der neuen Version des Pferdeanhänger-Modells Adventure ist dem niederländischen Anhängerhersteller Henra ein guter Wurf gelungen, der vor allem denjenigen gefallen dürfte, die sich mit ihrem Fahrzeug aus der Masse der „Klassiker“ herausheben möchten. Denn der Adventure, für diesen Test zur Verfügung gestellt von dem deutschen Henra-Händler Anhaengerpunkt.de fällt nicht nur durch seine Optik und extreme Stabilität, sondern vor allem durch sein sehr gutes Fahrverhalten und damit Sicherheit auf.
Endlich einmal etwas anderes! Der große und geräumige Rundbug besteht ebenso wie das Dach mit aerodynamisch geschwungener Fensterform aus Polyester, die Seitenwände aus 18 mm starken unverrottbaren Aluprofilen. Robustheit und Langlebigkeit verspricht auch der serienmäßige Aluminium-Kunststoffboden. Die etwa zwei Zentimeter dicke Sandwich-Konstruktion mit zusätzlichem acht mm dickem Hammerschlag-Gummiboden besteht aus zwei äußeren Aluminiumplatten und einem Kunststoffkern. Darauf gibt Henra 15 Jahre Garantie.
Mutig ist die Farben- und Kombinationsvielfalt, in der Käufer ihren neuen Henra Adventure bestellen können. Eine Kleinigkeit, die aber hübsch aussieht und die Liebe zum Detail verrät, ist die farblich passende Verbindungsnut zwischen Dach und Korpus.
Option: Hochglanz-Lackiertes Alu
Wir haben den Adventure im recht konservativen Schwarz-Silber-Rot getestet, aber es gibt alle erdenklichen Farben bis hin zum Signal-Orange. Und auch für die Liebhaber der Vollpolyester-Optik haben sich die Holländer etwas einfallen lassen: Die Aluprofile können lackiert werden, so dass eine satt glänzende Oberfläche entsteht (Lackierung mit Glittereffekt 849 Euro). Der Nachteil dürfte allerdings wie beim Auto eine gewisse Kratzeranfälligkeit sein, wenn außen Pferde angebunden werden und sich nach einem anstrengenden Ritt gerne samt Zaumzeug oder Halfter an der Wand scheuern.
Auffällig sind auch die bunt lackierten Rangiergriffe, die dieser Bezeichnung auch wirklich gerecht werden und tatkräftiges Zupacken durchaus vertragen können. Kurbelt man den Pferdeanhänger auf relativ glatten Flächen wie zum Beispiel auf asphaltierten Straßen oder Parkplätzen soweit hoch, dass er nur noch auf den beiden hinteren Rädern der Tandemachse steht, lässt er sich auch leicht rangieren – auf Gras gelingt dies mit etwas Kraft.
Die extrem stabilen Seitenverstrebungen sind auf Wunsch leuchtend bunt (Aufpreis 58 Euro), in der Serienausstattung schwarz, ebenso wie zweiteiligen Kunststoffkotflügel. Die anfänglichen Bedenken, dass die angebundenen Pferde sich mit einem Bein in dem Spalt zwischen Vorderstrebe und Anhängerwand verfangen könnten, bestätigte sich nicht. Außerdem ist der Zwischenraum sehr groß und die Strebe rund. Selbst wenn ein Huf dazwischen geraten sollte, kann das Pferd ihn auch leicht wieder herausziehen. Die Heckstrebe mit dem darin eingelassenen Beleuchtungskörper schießt ohnehin direkt mit der Wand ab.
Belohnt wurde das „etwas andere Design“ bereits vor Einführung des Modells im Jahr 2008 mit dem europäischen „product design award“.
Praktisches Klappe-/Türsystem
Wer öfter außer Pferden auch andere Güter transportiert, der wird das Klappe-/Türsystem zu schätzen wissen (Option 226 Euro), das sich mit einem Hebeldruck nach unten an der linken Seite neben der Beleuchtung öffnen lässt. So kann man zum Beispiel mit einem Gabelstapler zum Beladen direkt bis an die Ladekante fahren. Die Tür wird rechts außen festgehakt, damit sie auch bei Wind nicht zufällt. Um Beschädigungen zu vermeiden, ist am Rahmen ein Gummistopper angebracht. Auch Pferde kann man über die mit 35 Zentimetern sehr niedrige Stufe gefahrlos einsteigen lassen, nur das Rückwärtsaussteigen sollte man kontrolliert üben, wenn sie es nicht gewöhnt sind. Recht praktisch ist dies die Tür-Version zum Reinigen, weil beim Ausfegen kein Mist in den Scharnieren hängen bleiben kann und auch die Teile unterhalb der Rampe gut mit einem Wasserschlauch abzuspritzen sind.
Wie so oft hat die für den Schwerpunkt positive tiefe Lage natürlich auch ihre Kehrseite: Bei sehr tiefen und unebenen Wiesenparkplätzen sollte man sehr langsam fahren, um nicht aufzusetzen. Sehr stabil und sicher konstruiert ist allerdings der Unterbau des Fahrwerkes, so dass keine Schäden entstehen dürften.
Ist die Rampe dank der Hebehilfen schnell und leicht hoch geklappt, wird das Fahrzeug durch ein silberfarbenes Planenrollo geschlossen. Es ist über einen Auftritt leicht zu erreichen und herunter zu ziehen und auf zwei verschiedenen Höhen einzuhängen. Bei schlechtem Wetter wird der empfindliche Pferderücken gegen Nässe geschützt und dennoch ein moderater Lüftungseffekt erzielt.
Auch in den Abmessungen großzügig
Angenehm für große Pferde und die Bedienung durch ihre Menschen sind die großzügigen Abmessungen: Innen ist das Fahrzeug 1,70 m breit, 2,35 hoch und 3,34 m lang, das maximale Standmaß für die Pferde beträgt 1,90 m, ist durch an den Heckstangen auf drei Stufen einstellbar und bis auf etwa 1,70 m zu verkürzen. Zwischen den Bruststangen, die etwa 15 cm niedriger eingehängt werden können, und der Sattelkammer mit Futtermulde haben selbst beleibtere Personen Platz, was im Notfall auch ein gutes Sicherheitskriterium ist. Allerdings haben kleinere Pferde oder solche mit kurzem Hals auf der rechten Standseite kaum eine Chance, an das Futter im Trog zu gelangen. Insgesamt kommt der Anhänger auf eine Länge von 4,60 m.
Trotz der Größe gibt Henra für das Fahrzeug ein Leergewicht von nur 860 kg an, was angesichts der stabilen Konstruktion nicht außerordentlich schwer ist.
Sicherheitsaspekt: Fest stehende Mitteltrennwand
Wichtig für Reiter, die ihr(e) Pferd(e) auf Turnieren und zwischen den Prüfungen im Anhänger stehen lassen, ist die fest am Heck arretierte Mitteltrennwand. Sie steht bei offener Heckklappe auch dann sicher in ihrer Halterung, wenn keine oder nur eine der beiden Heckstangen eingehängt ist, lässt sich aber mit etwas Kraft auch herausheben und nach rechts oder links schwenken. Das ist auch bei der Reinigung ganz angenehm.
Um die Bordwände vor Eisen-beschlagenen Hufen zu schützen, sollte man dem Anhänger als Zusatzausstattung eine Kunststoff-Trittschutzwand für 230 Euro gönnen – es ist schlicht schade, wenn sie schnell unschöne Kratzer hat; ernste Schäden sind an der Aluwand nicht zu befürchten.
Gut belüftet wird der Anhänger durch die getönten und mit elegantem Schwung nach hinten auslaufenden Fenster, die einfach in mehreren Einstellungen auch von kleineren Personen zu öffnen sind.
Großraumsattelkammer
Die Sattelkammer ist ebenfalls sehr großzügig bemessen, so dass auch lange spanische oder Westernsättel gut durch die breite Tür hindurch und innen hineinpassen. Speziell für letztere gibt es auch ausziehbare Sattelhalter mit großen Auflageflächen, die im Testfahrzeug allerdings nur in der Beta-Version vorhanden und daher erst nach ein paar Übungen gut ein- und aus zuschieben waren. Die im Henra-Werk in niederländischen Overloon besichtigten neueren Modelle waren jedoch sehr bedienungsfreundlich. Etwas schade ist, dass die einschaltbare Lampe in der düsteren Sattelkammer (und auch im Anhänger) nur bei laufendem Automotor leuchtet. Hier könnte man etwas nachbessern, dass sie auch bei nur eingeschalteter Zündung funktioniert.
Sehr intelligent durchdacht ist der große Abfluss in der Sattelkammer, der wie ein Waschbeckenabfluss mit einem kleinen Gitter gegen den Verlust kleinerer Gegenstände gesichert und einem Stöpsel verschlossen ist. Spritzt man die Sattelkammer aus, kann das Wasser aber schnell abfließen.
Sowohl die schließbare Sattelkammertür – mit Schminkspiegel und kleinem Gepäcknetz – als auch die Inspektionstür werden mit handlichen Klinken und Zweipunktverriegelung sicher verschlossen.
Komfortable Straßenlage auf allen Wegen
Abgesehen von extremen Wald- und Wiesenwegen, auf denen man ohnehin im Schritttempo unterwegs ist, überzeugt der Henra Adventure durch eine sehr gute Straßenlage und insgesamt sehr komfortables Fahrverhalten. Verantwortlich dafür sind Fahrwerk, Stoßdämpfer und Bremssystem von BPW (Bergische Patentachsenfabrik Wiehl), die in Vergleichstests sehr gut abgeschnitten haben. Der sehr niedrig liegende Schwerpunkt sorgt ebenfalls für Stabilität und Sicherheit.
Als Option steht eine technisch aufwändigere Drehstabachse zur Verfügung, die auf sehr unruhigen Boden wie Kopfsteinpflaster, beim Überfahren von Bodenwellen oder Kantsteinen nach Aussage des Herstellers noch bessere Ausgleichseigenschaften haben soll.
Rundum beleuchtet
Die Heckleuchten, rechts mit Rückfahrscheinwerfer, sind sicher von der Seitenstrebe umschlossen. An der vorderen Seitenstrebe unten und am hinteren Dachende hat Henra gut sichtbare Positionslämpchen angebracht. Zusätzlich gibt es eine dritte Bremsleuchte.
Fazit
Der Pferdeanhänger Henra Adventure ist ein sehr gelungenes Fahrzeug, das durch Größe, Bedienungsfreundlichkeit und gute Straßenlage auffällt. Aufgrund der Aluminium-Polyesterkonstruktion und den starken Seitenverstrebungen, die im Heckbereich bis in die Polyhaube hineinlaufen, ist der Anhänger sehr stabil, der Aluminium-Kunststoffboden zudem sehr robust. Mit 7.849 Euro für die 2-Tonnen-Version (2,7 Tonnen 100 Euro mehr) liegt das Fahrzeug im mittleren Bereich der Aluminium-Polyester-Anhänger. Das hier vorgestellte Testfahrzeug kostet mit allen Zusatzausstattungen 8.269 Euro.
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